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Nahrungsaufdrucke analysieren

23.05.2008

Auf den ersten Blick wird es vielen seltsam erscheinen, warum ich hier etwas zur Analyse von Nahrungsangaben schreibe. Ich tue das nicht nur, weil ich selber ein erhebliches Gewichtsproblem hatte (was inzwischen ein leichtes Problem ist), sondern weil dieses Blog sich dem Thema “informationelle Selbstbestimmung” widmet. Und dazu gehört eben auch die Aufnahme von Informationen als Grundlage der Meinungsbildung. Und gemeint sind eben nicht nur politische Informationen, sondern ein Bürger muss Zugriff auf richtige Informationen aller Art haben. Nicht nur, sondern vor allem bei der Grundlage unseres Lebens: Der Nahrungsaufnahme.

Für mich war es selbstverständlich, leider muss ich zunehmend erkennen, dass ich da die Ausnahme bin. Anders könnte ich den heutigen Artikel bei Spiegel Online gar nicht erklären, in dem die in der Tat Grauenhafte Lebensmittelkennzeichnung ein Thema ist:

Industrie und Verbraucherschützer streiten erbittert um die Kennzeichnung von Lebensmitteln. Jetzt hat foodwatch zu einem einfachen Trick gegriffen, die Angaben der Konzerne grafisch umgesetzt – und siehe da: Aus angeblich gesunden Lebensmitteln werden Zuckerbomben.

Hintergrund ist die Tatsache, dass sich z.B. auf Chipstüten die Kalorienangabe teilweise als “pro Portion” befindet. Die Light-Erdnussflips vor mir haben etwa eine 25g-Portion angegeben (daneben aber auch die Angaben pro 100g, insofern ist es OK). Leider aber gehen manche Hersteller hin und drucken nur die Angabe pro Portion auf ihre Verpackung, was das Ganze etwas schöner darstellt als es ist. Wer mal 20g chips in die Hand genommen hat und in die restliche Tüte blickt, der weiss wovon ich spreche 🙂 Die Lebensmittelindustrie sieht da laut SPON-Artikel aber kein Problem, ja fühlt sich sogar zu Unrecht angegriffen, denn:

“Die Kritik entbehrt jeder Grundlage, dem Verbraucher ist beim Kauf einer Großpackung sehr wohl bewusst, dass diese nicht auf einmal verzehrt werden sollte”,

Interessant die Wortwahl “Grosspackung” und “der Verbraucher weiss das”. Nun, wenn er es weiss, können wir es ja getrost auch pro 100g aufdrucken. Auch ist eine Chipstüte keine “Grosspackung” und die mir bekannten Fernsehabende sehen nicht so aus, dass eine Handvoll Chips genommen und über den ganzen FIlm aufgeteilt wird.

HInzu kommt, worauf man ebenfalls achten muss, dass die prozentualen Angaben sich an einem Durchschnittsverbrauch von Kalorien und Fett bemessen. Generell von 2000kcal auszugehen ist aber nicht angemessen, jeder muss sich im Klaren sein, dass er einen individuellen Kalorienbedarf hat. Man sollte also die prozentualen Angaben ganz ignorieren und sich seinen Kalorienbedarf merken. Wer ein wenig darauf achten will kommt nicht umhin, beim Einkauf abzuschätzen wie viele Kalorien seines Tagesbedarfs er da “verballert” und ob es sich lohnt. Insofern ist es auch nicht OK nach der Industrie zu schreien, die kann schwerlich für jeden eine Tabelle abdrucken, hier ist der mündige Verbraucher in der Tat gefragt.

Die etwa 2000 Kalorien würde ich für die meisten Männer übrigens auch pauschal ansetzen, bei Frauen würde ich aber eher mal 1800 maximal ansetzen. Einfache Kalorienrechner finden sich bereits über Google, halbwegs ernst nehmen sollte man aber nur die, die auch fragen wie viel man welche Tätigkeit pro tag verrichtet. Beim Fett orientiert man sich übrigens an der 60g/Tag-Marke.

Auch wenn es nervig ist, bleibt am Ende nur der Weg, zuerst die Kalorien pro Packung auszurechnen, danach ernsthaft (!) abzuschätzen wie viel man von der Packung auf einmal essen wird und sich dann zu überlegen ob man es tun will. Wer etwa eine Tüte Chips kauft, sollte realistischerweise schonmal die halbe Packung mindestens zum Verzehr einplanen (meine Fettreduzierten Erdnussflips haben da über 400 Kalorien, also 25% bezogen auf 2000kcal).

Natürlich hat keiner Zeit, jetzt jeden Einkaufsartikel so zu analysieren. Ich rate daher, einmal in Ruhe bestimmte Artikel durchzusehen und sich zu überlegen was man da kauft. Erste Anhaltspunkte sind Snacks die in Plastik eingepackt sind, Streichkäse- und Streichwurst-Produkte und alle Getränke die nicht nur Wasser sind. Wer das einmal tut hat einen kleinen Überblick über sien Essverhalten und bekommt vielleicht Lust, sich demnächst seinen Einkaufswagen mal ganz anzusehen.

Wichtig dabei, und Ziel dieses Artikels: Die angegebenen Daten, sofern man Wert darauf legt, nicht einfach glauben, sondern einmal zurückrechnen. Niemals “pro Portion” rechnen, sondern immer pro Packung oder pro 100g und den eigenen Kalorienbedarf als Maßstab anlegen.

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1 Kommentar zu diesem Beitrag:

RA Munzinger

Über diesen Artikel bin ich auch gestolpert. Was mich stört:

Die Ampel gibt x gr Zucker/ 100 ml an. Spiegel.de macht aus Millilitern kurzerhand Gramm. Das ist ein erheblicher Unterschied.

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