Datenschutz ist Opferschutz
16.04.2009
Zum wiederholten Male musste ich eben Zeuge werden, dass ein Sender (diesmal RTL) sich ein Foto eines Kindes aus einem …VZ besorgt, um es – immerhin verfremdet, aber das macht es nur unwesentlich besser – dann in seiner Sendung zu zeigen.
Besonders aggressiv wurde diese Form der Informationsbeschaffung bei dem Vorfall in Winnenden begangen, gerade N24 fiel mir hier besonders negativ auf, die sich sehr freimütig im Netz bedient haben. Bei dem heutigen Vorfall ging es um das 13-Jährige Opfer einer Vergewaltigung, das auf dem Weg ungewollt und ungefragt in die Öffentlichkeit gezogen wird. Es wäre schön, wenn diejenigen die den Datenschutz immer wieder als “Täterschutz” bezeichnen, jetzt einfach mal die Augen öffnen.
Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn man die Opfer von Straftaten vernünftig behandelt, der Datenschutz und Persönlichkeitsschutz ist hier ein ganz wesentliches Werkzeug, dass vor allem dazu dienen kann, weitere erhebliche Verletzungen der Seele zu verhindern, die nicht zuletzt durch das hineinzerren in die Öffentlichkeit geschieht. Gefragt ist hier z.B. unsere Bundesfamilienministerin, die wahrscheinlich erst wieder auf das Problem aufmerksam gemacht werden muss, da sie selbst nach meinem Eindruck nicht zu bemerken scheint, wo Kinder in unserer Gesellschaft tagtäglich gefährdet werden.
Und wer jetzt darauf verweist, dass die Bilder ja verfremdet werden (was gerade bei Tätern nur ungerne gemacht wird): Wer einmal Opfer einer Tat war, besonders einer höchstpersönlichen wie einer Sexualtat, wird feststellen, dass man sich selbst auf den Bildern immer wieder erkennt – und dass das Gefühl tiefster persönlicher Demütigung, Verfremdung hin oder her, im Ergebnis weiter verstärkt wird, zumal man sich zum wiederholten Male nicht wehren kann.