Nur mal so…
05.12.2025
Zusammenfassung
Über die Bedeutung des Datenschutzes.
15 Minuten Lesezeit
Warum lächeln Leute, wenn wir ihnen erzählen, daß Datenschutz ein wichtiges Anliegen der EU darstellt? Warum wenden sich Kollegen ab, wenn wir in einem Gespräch diese These streifen?
Womöglich fehlt es an mittlerweile Belegen, die diesen Anspruch unterstreichen, die Glaubwürdigkeit der EU sich womöglich reduziert hat.
Sie sehen den Körper eines Menschen jedoch – soweit haben wir, haben die USA es in den letzten Jahrhunderten gebracht – darf man sich einen menschlichen Körper nicht aneignen. Nicht einmal der Inhaber dieses Körpers dürfte, so er denn wollte, seinen eigenen Körper verkaufen.
Sklaverei – darum geht es hier – ist in der EU verboten. Dies besagt Artikel 5 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (und Artikel 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention).
Soviel zum Körper des Menschen.
Der Mensch besteht nicht nur aus seinem Körper. Bedeutend dürfte auch seine geistige Existenz sein, sein Bewußtsein, seine Persönlichkeit, seine psychologischen Merkmale, Prägungen, Ticks und Tricks, seine schlechten und manchmal auch guten Gewohnheiten, all das, was wir eben als flüchtig, nicht körperlich bezeichnen.
Dieser geistige Teil des Menschen ist für eine Fremdbestimmung besonders anfällig, vielleicht weil sich solche Fremdbestimmung eher im Verborgenen abspielen dürfte. Die dabei zur Anwendung gelangenden Instrumente sind vielfältig, vor allem auch, weil deren Wirkung regelmäßig durch das betroffene Individuum unterschätzt, wenn nicht negiert wird.
Ich nenne nur zwei Einfallstore, mit denen der Menschen gelenkt werden kann: Werbung. Propaganda.
Sei es wie es ist: die Lenkung des Individuums vor allem dann, wenn diese Steuerung manipulativ vorgenommen wird, geschieht für dieses Individuum dann wohl eher unerwünscht.
In einer freien Gesellschaft sollte dies unerwünscht sein, weil sie in der Weise ausgeführt werden kann, um von dem Betroffenen gerade nicht erkannt werden zu können.
Man ahnt, irgendwie hängt all dies wohl mit dem Grund-Anliegen des Datenschutzes zusammen
So wurden Daten identifiziert, die als personenbeziehbar unter den Schutz einer gewissen Nichtverwendbarkeit gestellt wurden. Diese jedoch ist eingeschränkt hinsichtlich jener Daten-Nutzer, welche eine Notwendigkeit der Verwendung für sich vorweisen können. Da wäre zunächst der Staat mit seinen Organen zu nennen.
Aber auch die Industrie schwänzelt um die Personenbeziehbarkeit individueller Daten herum und macht, auf internationalen Konkurrenzdruck verweisend, geltend, daß die Nichtverwendbarkeit von Daten in einer für Europa ausgerufenen Digital-Gesellschaft zwangsläufig eine Industrie-Behinderung darstellt und somit zu wirtschaftlichen Nachteilen führen muß.
Das mag so sein.
Es ist hier nicht der Ort, um Ziele des in Gang gesetzten gesellschaftlichen Umbaus zu hinterfragen, zumal wir ohnehin der technischen Weiterentwicklung Rechnung zu tragen haben.
Wobei wir bei der KI angelangt sind. War es bisher möglich, bereits aus der Ermittlung von lediglich 3 Wesensmerkmalen einen Menschen beschreibbar zu machen, so ist eine KI in der Lage, aus vielen zusammengetragenen Nebensächlichkeiten die psychologischen Merkmale eines Individuums abzuleiten. Was Sie kaufen, wie Sie bezahlen, wo Sie wohnen, wundern Sie sich nicht, was ihnen zukünftig aufgrund ihrer ins Internet gelangenden Regungen alles zugespielt werden kann.
Sie haben die Hoheit über die Beschreibung ihrer Verfasstheit, psychologisch, neurologisch sowie jene über Ihre Meinung verloren.
Das Verbot der Sklaverei läuft mehr oder weniger ins Leere, weil ihr Körper Einflüssen folgt, die man dem diesen Körper steuernden Willen individuell unterlegt.
Wie Sie ticken, das weiß man besser als Sie selber.
Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union sowie die Europäische Menschenrechtskonvention haben den Körper vor Fremdnutzung geschützt. Ihr Lenkungszentrum, ihre psychologische Verfasstheit ist jedoch besitzlos. Sie haben kein Eigentum an ihrem ureigensten Betriebssystem. Sie haben kein Eigentum an den Sie beschreibenden Daten,
Das ist nicht nur traurig.
Es ist auch hochgradig hinderlich, sich der fortschreitenden Analyse-Technologie zu erwehren. Da kann man, immer im Nachhinein, Vorschriften nachschärfen, es wird keinen Nutzen haben, weil der Fortschritt voranschreitet. Deswegen heiß er so.
Besonders befremdlich ist jedoch, daß sich all dies als völlig unnötig darstellt, sofern man die Physik, die tatsächliche Faktenlage einbeziehen berücksichtigen würde.
Daten sind immer, entgegen allen Behauptungen, ausnahmslos materiell.
Warum wäre die Berücksichtigung der physikalischen Begebenheiten durch Gesetzgebung und Gerichte hilfreich?
Weil materielle Daten eigentumsfähig sind.
Eine Anerkennung der Eigentumsfähigkeit von Daten würde vieles vereinfachen, alles ändern.
Warum also müssen Daten immer materiell sein?
Weil der Computer eine Maschine ist.
Es existiert keine Maschine, die materielos arbeiten, verarbeiten kann.
Eine Maschine benötigt immer irgendeine Form von Materie, auf die sie einwirken, mit der sie arbeiten kann. Es wird unter den geltenden Gesetzen der Naturphysik keinen Nachweis einer Maschine geben können, welche materielos arbeiten kann.
Daten sind Materie. Sie sind daher potentiell eigentumsfähig.
Nun ist die Erklärung, worin sich die Materie von Daten zeigt leider nicht profan. Was erklären mag, daß man sich auf einem Holzweg begeben hat
Ein Computer arbeitet im naturphysikalischen Bereich des Elektromagnetismus. Dazu zählen Licht, Funkwellen, Magnetismus. Alle diese Erscheinungen basieren auf dem physikalisch als Austauschteilchen bezeichneten Photon, dem Vermittler der elektromagnetischen Wechselwirkung. Als solches von Albert Einstein beschrieben, wofür er den Nobelpreis erhielt.
Das Photon also ist demnach wesentlicher Bestandteil des Elektromagnetismus, dem es auch seine Materialität verleiht. Allerdings hat das Photon die Ruhemasse 0 (null). Wo soll da eine Materialität herkommen? Erklärung: das Photon existiert nicht in Ruhe, dies ist lediglich die mathematisch-theoretische Betrachtung des Photons. In der Realität bewegt sich das Photon mit Lichtgeschwindigkeit und erhält dadurch ihren der Materie vergleichbaren Impuls.
Mit Photonen in Gestalt von Licht, Funkwellen, Magnetismus arbeiten Rechner, Handys usw. Ohne Photonen als Repräsentant von Materie würde kein Rechner arbeiten.
Um es nun nicht zu einfach zu machen: aus diesem Stoff werden Nullen und Einsen generiert, was man sich vorstellen kann als: Strom aus. Oder Strom an. Diese, in Ketten als Signal zusammengestellt und über Funkwellen oder Kabel als Licht transportiert und in Magnetfelder verwandelt, stellen die Grundlage für Transport, Verarbeitung sowie Speicherung durch Rechner dar.
Ohne Materie geht gar nichts, auch wenn die Herleitung der notwendigen Existenz von Materie ausschweifend erscheint. Daten sind nicht materielos. Allenfalls das, was wir auf Datenträger nehmen, beschreiben, das kann dann lediglich geistig existentiell sein.
Daten wären, so besehen, potentiell eigentumsfähig.
Wäre es so, dann ließe sich eine Daten-Aura um eine jede Person schaffen, also personenbeziehbare Daten, die dann beispielsweise von einer Nutzung durch Dritte ausgeschlossen werden könnten.
Solche Daten würden dennoch zwangsläufig in Verarbeitungen anfallen. Spätestens die Technik der KI macht dergleichen unumgänglich.
Jedoch darf man diese Daten nicht nutzen. Und der derart Beschriebene darf diese ihn beschreibenden Kern-Daten auch nicht für eine Nutzung freigeben.
Soweit eine Analogie zum Verbot der Sklaverei.
Wir können einen Körper zwar sehen, jedoch ist dessen unbeschränkte Nutzung verboten.
Wir können nicht verhindern, daß Daten anfallen. Aber jene Daten, die eine nicht wünschenswerte Verwendung zur unterschwelligen, fremden Lenkung des immerhin mit Würde ausgestatteten Menschen ermöglichen, solche Daten sind von jeder Nutzung auszunehmen
Seit nunmehr fünf Jahren bemühen wir uns, diesen Gedanken durch die Gerichtsinstanzen an den EuGH heranzutragen.
Vielleicht stößt von irgendeiner weiteren Stelle ein Erkenntnis-Gewinn hinzu, wonach die bestehende Materialität der Daten den Einstieg in eine individuelle Datenhoheit hergäbe, welche u.a. sehr viele Probleme des Datenschutzes, aber nicht zuletzt auch jene einer schwindenden Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft vom Tisch nimmt.
Datenschutz ist wichtig.
Autor: Eckehard Kraska